Die weltgrößte spielbare Geige und Bogen

Seit Jahren geisterte mir der Gedanke einer Riesengeige durch den Kopf. Die Umsetzung erschien mir anspruchsvoll doch durchaus möglich. Mir war völlig klar, dass ich dieses Projekt nicht in meiner ca. 20 qm großen Werkstatt und noch dazu alleine durchziehen kann.

2010 feierte meine Heimatstadt Markneukirchen ihr 650jähriges Stadtrecht. Die Geigenbauerinnung besteht seit 333 Jahren und auch ich kann dieses Jahr auf 25 Jahre Selbstständigkeit zurückblicken.
Was für ein Jahr!

Das muss man doch feiern!  Eine Feier ist auch schnell vergessen. In unserer kurzlebigen Zeit sollten dauerhafte Werte geschaffen werden und der Gedanke der Riesengeige schwirrte immer noch durch meinen Kopf.

So sprach ich im Dezember 2009 einige meiner Berufskollegen an und erzählte von meiner Idee. Kurz vor Silvester trafen wir uns das erste Mal und besprachen grundlegende Dinge wie Größe, Material, Instrumentenmodell, wo gebaut wird und wo dieses Rieseninstrument ausgestellt werden kann.

Als Modell kam natürlich nur ein vogtländischer Meister in Betracht. Wir entschieden uns für ein Modell von Johann Georg Schönfelder II (Markneukirchen 1750 – 1824) und dies 7x vergrößert.

Im Januar besorgten wir uns die Hölzer, nahmen Wölbungskurven ab, vergrößerten und bauten uns die ersten Schablonen. Im Februar begannen wir mit dem Zusägen und fugen von Decke, Boden und Hals. Formen für die Zargen, Reifchen und Einlagespäne wurden gebaut.

Anfang März begannen wir mit dem Hals.

Der Zargenkranz wurde gebaut, Decke und Boden waren grob gewölbt und ausgearbeitet.

Am 31. März konnten wir den Baßbalken (das Wort Balken ist hier gerechtfertigt) einleimen.

Am 1. April wurde der Balken verhobelt und bis Ende April waren Decke und Boden gerändelt und auch der Hals war fertig.

In verschiedenen Werkstätten wurden die Bestandteile gebaut: Wirbel, Saiten, Saitenhalter, Stimme, Steg, Kinnhalter und Knöpfchen.

Anfang Mai wurde der Hals für die Riesen Geige eingepasst, eingeleimt, verhobelt, geputzt und geschliffen.

Der Mai stand ganz im Zeichen des Lackierens. Schicht für Schicht wurde mit dem Pinsel aufgetragen.

Am 31. Mai haben wir die Wirbel und das Endknöpfchen eingepaßt, mit der Hand wurde die Stimme durch das F-Loch eingesetzt.

 

Am 1. Juni wurde das Griffbrett geschliffen, der Saitenhalter angebracht und die 1. Saite unter großer Erwartungshaltung und Spannung (von uns und der Saite) aufgezogen, 3 weitere folgten. Die Saiten wurden gestimmt, gezupft und mit einem Baßbogen das erste Mal angestrichen.

Wir waren begeistert!

Da es die größte spielbare Geige der Welt werden soll, möchte sie auch mit einem entsprechenden Bogen gespielt werden.

 

3 Bogenmacherkollegen kümmerten sich um dessen Anfertigung. Der Bogen misst: 5,22 Meter. Die Geige wurde vermessen: 4,27 Meter

Allein in der Geige stecken über 1300 Arbeitsstunden, über 1 m3 Fichte und Ahorn, ca. 40 kg Ebenholz, mehrere kg Leim, teuere Lacke und einige hundert Jahre Berufserfahrung.

Am 5. und 6. Juni 2010 wurde das Stadtjubiläum gefeiert. Riesengeige und Riesenbogen wurden am 6. Juni während des Festumzuges zum Tag der Vogtländer zum 1. Mal der Öffentlichkeit präsentiert und auf der Hauptbühne zwei Ständchen für die Stadt gespielt.

 

Ganz herzlich möchte ich mich bei meinen Kollegen bedanken, die meine Idee aufgriffen, tatkräftig mit anpackten und zu diesem wunderbaren Instrument mit beitrugen.

Die Erbauer der Riesengeige und des Riesenbogens:

Matthias Hellinger, Drechslermeisterwww.rohema-percussion.de
Matthias Hoyer, Bogenmachermeister 
Udo Kretzschmann, Geigenbaumeisterwww.kretzschmann-violinen.de
Stefan Kreul, Geigenbaumeisterwww.musikinstrumentenbau.eu
Steffen Kuhnla, Bogenmachermeisterwww.kuhnla-bogenbau.de
Karl-Heinz Langhammer, Geigenbaumeister 
Hermann Ratz, Tischlermeisterwww.ratz-mkn.de
Reinhard Renz, Saitenmacher, Diplom-Ingenieurwww.lenzner-strings.de
Thomas Rubner, Maschinenbaumeisterwww.rubner-markneukirchen.de
Thomas Sattler, Bestandteilmacher 
Frank Schlegel, Geigenbaumeisterwww.geigenbau-schlegel.de
Klaus Schlegel, Geigenbaumeisterwww.geigenbau-schlegel.de
Ekkard Seidl, Geigenbaumeisterwww.seidlgeigen.de
Reiner Wilfer, Bestandteilmacher Meisterwww.reiner-wilfer.de
Klaus Wunderlich, Geigenbaumeisterwww.feine-streichinstrumente.de

Dank sagen möchte ich auch unseren Frauen, die uns in vielfältiger Weise unterstützen.

Doch auch viele vogtländische Firmen haben uns in unterschiedlichster Weise geholfen. Sei es Preisnachlass für Hölzer, geschenkten Leim, zur Verfügung gestellte Räume und Maschinen….
Ich sage herzlichen Dank:

Automatendreherei Walter Müller, Erlbach
Bernd Dölling, Wernitzgrün
C.A. Götz jr., Wernitzgrün
Catgut GmbH Markneukirchen
Druckerei W. Tiedemann, Markneukirchen
emc Elektronik & Mechanik GmbH
Fa. Emmrich Markneukirchen
Fa. Hopf C. Robert Musikinstrumentenbau Klingenthal
Horst Muck, Klang- und Edelhölzer Sägewerk und Furnierschneiderei
Hunger Holzbau GmbH, Breitenfeld
Klemens Schmidt, Bayreuth
Siegbert Jakob (für den schönen Traktor zum Festumzug)
Stadtverwaltung Markneukirchen
Thalheim Herr Klaus
Vogtland Druck GmbH, Markneukirchen
Werkzeugmaschinenbau Achim Steiniger, Erlbach
Wolfgang Nölges (Rustikale Gartenmöbel)
Wurzbacher GmbH, Plauen